profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Kurt Schellhammer im 2. Weltkrieg
Kurt Schellhammer als Oberfähnrich der Infanterie 1941
(das Bild ist wie im Original seitenverkehrt)
Hans Schellhammer im 2. Weltkrieg
Hans Schellhammer als Unteroffizier der Infanterie 1941


Brief an Kurt Schellhammer von seinem Bruder Hans, 28. August 1940

                      im Osten, 28.VIII. 1940

Lieber Kurt!

Dein so lang erwarteter Brief hat mich nun im Osten
erreicht. Vielen Dank dafür. Ebenso erhielt ich gestern
die Karte aus Pforzheim aus welcher ich ersehen konnte,
daß Du zu Hause gewesen und auch Fritz getroffen
hast. Wenn man nicht Soldat und an gar manche
Enttäuschung gewöhnt wäre, so hätte ich mich sehr
darüber ärgern können nicht auch bei der zweiten
Serie der Urlauber zu sein. So hoffe ich bei den nächsten
zu sein und daß wir uns auch mal bald wieder
sehen. Wie Du ja inzwischen erfahren hast sind
wir einige Male durch Straßburg gekommen. Einmal hätte
ich vielleicht Zeit gehabt Dich zu besuchen, doch wußte ich
ja da Deine Adresse noch nicht. Hab auch schöne Aufnahmen
vom Münster u. der Stadt gemacht.
Nun sind wir Mitten Polen. Das war ein schlechter
Tausch gegen das schöne Elsass mit seinen herrlichen
Bergen und Burgen und nicht zuletzt mit seinen
guten Tropfen. Doch diese werden inzwischen auch Preis-
erhöhungen mitgemacht haben. Auf jeden Fall sei froh
daß Du dort bist und nicht hier. Wie es da ausschaut
nach Schmutz u. Elend kann man niemanden schil-
dern. Die Kinder sind überall die Mehrheit in diesem
verlumpten, rückständigem Volk, welches vor einem Jahr
nach Berlin einmarschieren wollte. Was unsere Aufgabe hier
sein soll, ist nicht bekannt. Auf jeden Falle sind wir froh,
wenn wir mal hier wegkommen. Der Traum mit England wird
für uns aus sein. Nun alles Gute und herzliche Grüße, Dein Hans
        

                             


© Horst Decker


     


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