profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Kurt Schellhammer im 2. Weltkrieg
Kurt Schellhammer als Oberfähnrich der Infanterie 1941
(das Bild ist wie im Original seitenverkehrt)

Kurt Schellhammer ist vermisst, eine Verwandte zieht ein Resumeé der NS Zeit



Möhringen, den 14. Febr. 1946
Meine Lieben!

     Nun wollen wir auch einmal einige Zeilen schreiben.
Wir sind soweit alle gesund, was wir von euch allen beiden auch
hoffen. Ich bin zurzeit auch etwas auf der Höhe, wenn es nur einmal so
bleiben würde. Nun wie geht es euch immer? Nehmen an das ihr wenig=
stens immer gesund seit, denn das ist doch noch das beste was wir
besitzen können. Habt ihr von Hans noch nichts näheres, kommt er noch
nicht bald heim, wir möchten es ihm gerne wünschen, hat er nun noch
so Pech! Wollen hoffen, dass es seinen guten Ausgang nehmen möchte.
Von Kurt werdet ihr wohl auch noch nichts wissen? Nun nehmen an, daß
er auch noch unter den Lebenden weilt, und eines schönen Tags auch
überraschen kann, wo ihr dann recht glückselig ihn begrüßen könnt.
Hoffentlich ist die Stunde nicht mehr alzu ferne, damit auch sie
als Unschuldige wieder in ihren Wirkungskreis zurückkehren können.
Schade um die vielen Opfer, die diese Bluthunde auf uns Unschuldige
gehetzt haben, aber die gerechte Strafe hat sie ja nun getroffen,
und wird sie noch treffen, denn wer soviel unnötiges Blut forderte,
der konnte doch nicht als Sieger hervorgehen. Nun wir sind ja
nicht schuld an all dem Elend, aber leider müssen wir halt auch
büßen dafür.
Wollen also fest auf Gott vertrauen, daß er uns wieder in anständige
Verhältnisse zurückführen möchte in die uns diese Nazi geführt
haben. Leider durfte man sich ja nie ins Zeug legen, denn sonst haben
sie ja kurzen Prozess gemacht mit einem. Aber es ist gut, daß es nun
vorbei ist. Die Hauptsache ist nun die, daß man gesund bleibt, so
wird, wenn es Gottes Wille ist, bald alles seine normalen Formen
wieder annehmen. Ist Maria nun gut eingelebt in ihrem neuen Beruf.
Ist nun doch gut, daß sie damals nach Karlsruhe ging und sich vor-

bereitet hatte, es kam ihr nun doch zugut heut. Schade, daß Fritz es nun
nicht überlebt hat, war er doch so ein guter Mensch.
Aber an Gottes Ratschlüsse darf man nicht rütteln, denn es ist immer
für etwas gut. Wollen immer für ihn beten, sowie für den Vater, der ihm
so bald hat folgen müssen. Wie geht es immer Tante Hermine? Sie hat
nun gewiß viel Arbeit, wenn Maria nun im Dienst ist. Aber es ist viel-
leicht gut so, denn man vergißt so manches. Bin auch froh, wenn ich nun
wieder einmal in meinem richtigen Arbeitsprozeß drinnen bin, denn
man ist ein ganz anderer Mensch. So wollen wir hoffen, daß wir in Zukunft
immer gesund bleiben um unserer Arbeit immer wieder nachgehen zu
können, denn dafür sind wir ja geboren. Fritz kommt erst im Juli aus
der Schule, sie sollten zuerst im März aus der Schule kommen.
Er lernt nun auch ein Handwerk, denn das hat doch immer seine goldenen
Boden. Dann kann er sich später einmal selbständig machen und ist sein
eigener Meister! Paul muß noch ein Jahr in die Schule und Elisabeth noch drei, bis dort werden dann auch geregelte Verhältnisse sein. Sie soll
dann Näherin werden? Was wir aus Paul machen, sind wir noch nicht ganz
schlüssig, nun er soll werden was er am liebsten werden will, er soll auch
frei wählen. Somit habe ich euch das Neuste geschrieben, von Willi
hat Karl auch immer noch nichts erhalten, als von Käthe eine Nachricht
vor längerer Zeit, daß er in Cherbourg sei im Lager. Sie warten auch alle
Tage auf Post von ihm. Gusta hat sich gut erholt hier, die ist aber nun
wieder fort, sie sei gut angekommen, hat sie uns geschrieben. Es ging ihr
soweit auch gut, Adolfs Familie ist auch gesund, nun sie haben weiter
auch noch nie keine Sorgen gehabt weder im Essen noch sonst.

Für heute seit nun recht herzlich von uns
gegrüßet   Franz mit Anna, Fritz, Paul sowie Elisabeth.



© Horst Decker


   


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