profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 2.12.1946 an Ehefrau in Frankfurt/Main

2.12. Ihr Lieben! Vor einigen Tagen kam Euer Lebenszeichen
vom 11.11. an, es erzählte mir von Eurem täglichen
Leid und Sorge, auch bei uns herrschen oft solche
trübe Stunden und man möchte rein verzweifeln,
doch soll man nie den Kopf hängen lassen, bei
uns sieht es noch trüber aus, eine Ansamm-
lung großer Massen von Männern ist furcht-
bar und das nun schon etliche Jahre,
wann hat das alles ein Ende!-
Oft schriebst Du in Deinen letzten Briefen, daß
Ihr das Wohnzimmer abtreten wolltet, doch jetzt
plötzlich diese neue Umstellung und
Volker zu den Großeltern, getrennt von der
Mutti, ist mir unverständlich, welcher Grund
liegt denn eigentlich vor? Was soll es denn
geben, wenn ich eines Tages kommen werde,
das letzte Zimmer ist besetzt, wird dann
das Cousinen-Schwager-Mädel ausziehen
oder bin ich gezwungen im Vorgarten zu schlafen.
Wie steht es denn mit meiner Gaderobe,
ist da bei Euch noch etwas vorhanden?
Die Weihnachtstage werden bei Euch nun traurig
vorübergegangen sein, so wünsche ich Euch ein
gutes Neu-Jahr! Mit herzl. Grüssen u. Küssen Euer PapI!

© Horst Decker


   


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