profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 12.01.1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main

12.1. Ihr Lieben! Soeben komme ich vom Konzertbesuch
und nachdem die Abendkost eingenommen war,
beantworte ich Eure lb. Briefe, Hannis vom 22. und
Vaters vom 26., so ist auch dieser Sonntag bald zu Ende,
wie viele werden noch folgen? Ich wunderte mich schon
lange, daß keine Post kam, nun ist Vaters Hand
wieder besser, so werden auch mehr Neuigkeiten kommen.
Das alte Jahr ging bei uns still vorüber, zwar gab es
wieder etwas bessere Verpflegung, doch alles das wie ein
Tropfen auf einen heißen Stein. Könnte ich nur wieder
so leben wie vor einem Jahr. Mit der Versetzung wird
es scheinbar nichts mehr und sollte es doch
noch kommen, die Pakete werden nachgesandt.
Mein Mantel ist auch nicht mehr, so muß ich
also erst im Sommer kommen. Sind meine Foto-
alben noch vorhanden? Habt Ihr die Eisenbahn
mitnehmen können, die ich Volker baute?
Habt Ihr Beziehungen zu Bäcker Spitz in Schierstein?
Ein Häschen hattet Ihr, oh Ihr Glücklichen! Noch-
mals schickt mir nur Haltbares, daß nichts ver-
schimmelt. Könnt Ihr Strümpfe auftreiben,
denn meine sind nur noch Lumpen, sie
verfallen,. Mit den herzlichsten Grüssen und
Küssen , baldige Genesung für Vater, Euer Kurt u. Papi!

© Horst Decker


   


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