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Brief aus dem französischen Gefangenenlager Thorée Les Pins (Sarthe) Frankreich (an der Loir zwischen La Fléche und Le Lude, ca. 200km südwestlich von Paris),
geschrieben am 20.07. 1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main




20.7. Meine Lieben!   Für Eure lb. Wünsche zu meinem
Geburtstag sage ich Euch recht herzlichen Dank,
sie trafen mit Mutschs und Vaters Briefe gerade
am richtigen Tag ein. Meinen Geburtstag habe
ich recht gut verlebt, am Tage arbeitete ich nicht
und des abends lud ich einige Kameraden
zu einer kleinen Feier ein, zwar erwartete ich Euch
auch, doch Euer Zug kam nicht an. Sogar gab
es etwas Wein, den ich mir in der Küche be-
sorgte, so daß wir dann ganz nett angerauscht
zu Bette gingen. Es war zwar nur Rotwein, den
die Soldaten bekommen, doch er hat auch
seine Schuldigkeit getan, und ließ uns
für einige Stunden die Gefangenschaft ver-
gessen.- Mit den Päckchen ist es eine An-
gelegenheit für sich. Es ist noch kein weiteres
Päckchen eingetroffen. Thorei ist etwas weiter
als Epinal und dadurch geht vieles verloren.
Vaters Geburtstagskuchen ist noch nicht einge-
troffen, ebenso das Seifenpulver. Vielleicht
hält man das letztere in Thorée zurück.
da es ja Chemikalien sind. Sie werden
dort geöffnet und dann weitergeleitet,
so kamen schon verschiedene Sachen
(Mein Gewicht ist 83,5kg)

nicht in Originalpackung an. - Einen
Kristall hätte ich mir hier kaufen können,
ein kleiner Hörer, sie sind sündhaft teuer, doch
wenn Ihr keine schicken dürft, ist auch diese
Angelegenheit hinfällig geworden. Ich habe für
die Soldaten schon viele Dedektoren gebaut,
sie arbeiten vorzüglich, vielleicht fällt ein
Kopfhörer für mich einmal ab.- Volkers
Spielzeug ist fertig und geht im Laufe
dieser Woche nach Richtung Heimat. Ich
glaube, daß es ihm grosse Freude machen
wird. Zwar ist der Anstrich nicht so exakt,
denn es fehlen hier an kleinen Pinseln
für Striche zu ziehen. - Nach langem
Kampf ist es uns nun gestattet, das
hiesige Soldatenkino zu besuchen. Am
Samstag, also gestern, zeigte man uns
den ersten Film, doch mit den schlech-
testen dtsch. Filmen kann der beste
franz. nicht mit. Deutschl. ist nicht
umsonst verhaßt. Ja, wenn man in
allem an der Spitze steht, dann ist
die Mißgunst groß. Herzl. Grüsse und
lb. Küsse Euer
Kurt
Bitte um bes. Bestätigung
schickt bitte Rasierklingen
u.Seife


Mit diesem Schreiben endet der hier vorhandene Briefwechsel. Weitere Umstände und der Zeitpunkt der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft sind nicht bekannt.

© Horst Decker


 


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