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Brief aus dem französischen Kriegsgefangenenlager Epinal (Vogesen - ist eine Adresse des Lagers Pouxeux), geschrieben am 23. November 1946 an Ehefrau in Frankfurt/Main

23.11. Ihr Lieben!     Eure lb. Briefe vom 23.10., 3. u. 7.11. sowie
Vaters Briefe vom 23.10. u. 5.11. habe ich erhalten, sie kommen
also ziemlich regelmäßig an. Daß ich klein schreibe, hat
seinen Grund, sonst geht nichts auf den Brief, ebenso,
daß ich nur an eine Adresse schreibe; wir bekommen
nur 2 Briefe und 2 Karten pro Monat, man kann
ja nur allgemein berichten, deshalb seit mir
nicht böse. Rudi geht es sehr gut in England, an
seiner Stelle würde ich es ebenfalls machen.
Hier zu bleiben, dafür sind die Bedingungen zu
schlecht. Doch in Deutschland sind die Spruchkammern
sehr tätig, doch sicherlich nicht so schlimm.
Volker ist sehr rege, wenn er schon den Nikolaus
erkennt. Es wird Zeit, daß ich komme!
Nun ist es schon das zweite Weihnachtsfest, das
ich fern von Euch verbringen muß, doch diesmal
habe ich wenigstens Lebenszeichen von Euch, also
doch besser als das letzte. Traurig wird es trotz-
dem sein, aber verliert nicht die Hoffnung, ein-
mal kommt doch für uns die Freiheit; nur
darf man nicht den Mut sinken lassen.
Für die Festtage wünsche ich Euch alles Gute,
verlebt sie gut und denkt an mich, so wie
ich es auch mache. Herzliche Grüsse u. Küsse Euer
Kurt u. Papi!


© Horst Decker


   


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