profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 26.01.1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main

26.1. Ihr Lieben! Heute habe ich wieder viel zu bestätigen: es sind
die Briefe von Hannie vom 1.1., 12.1., lb. Briefe von den Eltern vom
12.1., sowie die Kalender, ebenso danke ich Euch recht herzlichst
für die Päckchen vom 7.1., sie kamen wohlbehalten am 24.1. an, Ihr
vergaßt die Stopfnadeln mit anzukündigen, die Ohren-
klappen waren gut verstaut, fielen nicht auf. Das
Päckchen von Hanni ist noch nicht angekommen,
sicherlich in den nächsten Tagen. Ihr könnt ruhig
Konserven schicken, sie werden nicht geöffnet. Mehl
u. Fett sind auch bei uns groß geschrieben, doch
es geht auch ohne das. Zigaretten brauche ich
keine, bin Nichtraucher geworden, wir bekommen
hier auch welche, die ich zum Eintauschen als Zahlungs-
mittel benutze. Tauscht bei Euch Lebensmittel dafür,
hier sind die Preise ungünstig. Das Paar Strümpfe
konnte ich gut gebrauchen, ich habe zwei Paar
Amerikanische, die jetzt wie Zunder zerfallen, eben-
so geht es mit der Unterwäsche, 2P Hemden u.
2P Unterhosen, sie sehen aus wie eine bunte Land-
karte, selbst die Flicken gehen kaputt. Was die Zeitung
schreiben, ist alles Schwindel, Verpflegung besser!!!
Der Franzose versucht mit allen möglichen Dingen
uns freiwillig zum Arbeiten zu zwingen, aber nun
gerade nicht, sonst können wir auf die bevor-

stehende Entlassung warten; denn untätige Brot-
fresser kann man nicht gebrauchen, da sie die
Arbeitslager selbst unterhalten müssen; und ein
Teil des verdienten Gelde steht uns zur persönlichen
Verfügung.- Auch bei uns ist es wieder kalt geworden,
doch wir empfinden es in unserer Stube nicht so
stark, aber wo kein Ofen steht, friert das Wasser im
Zimmer. Na bald wird auch diese Jahreszeit zu
Ende sein, bis zum Frühling werde ich hoffent-
lich bei Euch sein, der Ami scheint ja gewaltigen
Druck auf den Franzosen auszuüben. - Ich habe
nun noch eine Bitte, teilt mir die Geburtstage mit.
Ihr wißt meine starke Seite, mein Notizbuch ging
verloren.- Meine lb. Mutsch, was ist denn mit Dir
los, es fehlt zwar noch ein Brief, hoffentlich
bringt der die Aufklärung, bis zum nächsten
Mal gute Besserung. - Volkerlein, Du lb. kleiner Kerl,
ach könnte ich nur bei Dir sein und wenn es
auch in Deinem Spielsachenkasten wäre. Baue
nur mit dem Opa Schneemänner, auch wenn
die Fäustchen kalt werden, ich hatte auch
schon öfters kalte Hände, nun habe ich Handschuhe,
so ist auch das Maleur zu Ende. Recht herzliche
Grüsse und lb. Küsse Euer Kurt u. Papi!
Bitte um Bestätigung!

© Horst Decker


   


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