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Postkarte von der slowakisch-ungarischen Grenze bei Sered an Ehefrau in Frankfurt/Main, geschrieben am 10. Oktober 1944

Die Truppe, der Dr. Schneider angehört, hat sich wegen den anrückenden englischen Truppen aus der französischen Somme-Region zurückgezogen und ist nun in der Grenzregion Slowakei-Ungarn stationiert, wo die Truppe in Sered neu aufgestellt werde soll.
Besuch beim Zahnarzt in der Stadt Tyrnau

O.U. d. 10. 10.44

Meine liebste Margot!
Heute bekommst Du mal wieder einen
Kurzbrief. Weißt Du auch warum? Nun,
weil ich jetzt, wo ich den Brief, der mir
den Empfang der Kiste bestätigte, in den
Händen halten kann, restlos beglückt bin. Du, mein liebes, gutes
Frauchen, Du, ich bin glücklich diesen
kleinen Beweis meiner Liebe zu Dir bei
Dir zu wissen. Seinem Liebsten das
meistmögliche zu schenken, vermittelt
doch ein unheimliches Glücksgefühl. Viel-
-leicht ist das ein wenig Stückchen von
dem, was Du bei Deiner Mutterwerdung
fühlen magst.
Frauchen, ich bin ja so unendlich stolz
auf Dich. Ob Du das wohl ganz
verstehen magst? Ja, ja, das tust Du
und Du brauchst mir wegen des gestri-
-gen Briefes garnicht zu schmollen. Ich
weiß Dich als den mir um vieles nächst-
-stehenden Menschen und fühle mich Dir
meiner lieben und einzigen Margot gegenüber
als nichts weniger.
Doch halt, auf dieser Seite erst innigste
Umarmung und unendlich viele, liebe Küsse

denn auf dieser Seite möchte ich das
Schreiben.
Heute hatte ich paar interessante Patien-
-ten, war am Nachmittag in Tyrnau u.
lernte auf der Fahrt mit dem Tierarzt
dann noch so einiges von den Leuten
und der jetzt hier angehenden Kirchweih
(Hrdg) kennen. ( In T. war ich b. Zahnarzt)
Der schönste Abschluß war aber Dein Brief.
(Zu Deiner Frage: Für die Eltern dachte ich die
Büchse Gänsefett. War sie etwa weg? Was war
denn der Inhalt überhaupt neben dem
mitgeteilten?). Herzlichste Grüße
Dein Wolf


© Horst Decker