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Brief eines Luftwaffensoldaten an ein ihm
unbekanntes berliner Fräulein

                      4. Mai 1942
Liebe Klara!
    Zunächst danke ich Ihnen vielmals für
Ihre Zeilen vom 19.IV. . So schnell werde ich nicht
böse, wenn die Post mal etwas länger dauert.
So langsam gewöhnt man sich an die jetzigen
Verhältnisse, zudem werden wir beim Vormarsch
wieder für einige Wochen keine Postverbindung
haben. Sie schreiben, daß Sie gerne Briefe schrei-
ben! Ihr Talent darin habe ich schon bewun-
dert, Ihre Briefe sind wirklich fabelhaft. Ich glau-
be, ich muß noch darin persönlichen Unterricht
nehmen bei Ihnen? Das Buch 'Mölders und seine
Männer' habe ich auch gelesen. Auf den Bil-
dern kenne ich etliche Kameraden persönlich. In
meinem Photoalbum habe ich einige Aufnahmen
von Mölders, ebenfalls vom Frankreichfeldzug
(Holland, Belgien, Frankreich). An bekannten Jagd-
fliegern kenne ich persönlich noch Major Trauthoff,
Major Oesau.
    Jetzt haben wir den schönen Monat Mai. In
der schönen Jahreszeit bin ich leider nie in Deutsch-
land. Hier habe ich noch keine Blume, kein
grünes Blatt entdecken können, es ist in jeder
Beziehung trostlos hier. Gestern habe ich mit
einigen Kameraden musiziert und zwar folgen-
de Zusammenstellung: Klavier, Geige, Saxophon
u. Akkordeon. Abends war ich im Kino, es

wurde gegeben: 'Zwei in einer großen Stadt'.
Der Film spielte in Berlin, Wannsee, im Som-
mer usw. . Im Moment kann ich noch ab und
zu ein Kino besuchen, damit wird es aber bald
aus sein. Für heute nun wieder Schluß
und herzliche Grüße
               Ihr
               Ulli Steffen

     


© Horst Decker