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Der Dichter Erich Hempe befindet sich in Polen, in der Umgebung von Radom oder dort selbst. Seine Geliebte Lieselotte Hensel ist von ihrem Urlaub bei den Eltern zurückgekehrt. Aber er selbst ist nun auf Heimaturlaub.


Zur Rückkehr von Lieselotte hatte Erich ein kleines Gedicht geschrieben.

Heut ist der Tag so wunderbar,
denn endlich bist Du wieder da.
Jetzt hat die Einsamkeit ein Ende,
was ich Dir sagen will spricht Bände.

Du bist das Liebste was ich habe,
dein Mund ist eine Gottesgabe,
und deine Augen groß und schwarz,
sind dunkel wie das Tannenharz.

Dein Haar ist eine wahre Pracht
und wenn dein Antlitz strahlend lacht
bist du für mich mein Ideal,
vergessen ist der Trennung Qual.

Radom, den 17. Mai 1942 Erich


Kurz darauf hatte Erich selbst Heimaturlaub. Seine Eltern wohnen in Breslau. Von dort schreibt er an seine Freundin Lieselotte.


Breslau, den 1. Juni 1942
Mein liebes Hens'chen!!
          Nun bin ich bei Mutti angelangt und auch hier
gilt mein erster Gedanke meinem "kleinen Zigeuner". Auch Mutti ist von
Dir begeistert und ermahnt mich immer wieder Dir treu zu bleiben. Ob
diese Ermahnungen bei mir nötig sind, weiß ich nicht. Das aber weiß
ich, daß ich immer an Dich denken muß. Denn man kann sein Herz nur
einmal verschenken. So hoffe ich auch, daß Du mir es wohl nicht übel nehmen
wirst, falls ich ein anderes Mädel kennen lernen sollte. Wenn es auch bei Mutti
sehr schön ist, freue ich mich doch riesig wieder zu Dir kommen zu können.
Bedauert habe ich es nur, daß ich mich nicht von Dir verabschieden konnte.
Aber ich hoffe, daß Dir Jonny Bescheid zu kommen ließ.
Lieber kleiner Zigeuner! Sind meine Photos geworden? Ist der Film ent-
wickelt? Hast Du meine Bilder schon abgesandt?
Die Beantwortung dieser 3 Fragen lege ich Dir dringend an Dein kleines
süßes Herz.
              In Gedanken bei Dir seiend
                grüßt Dich recht herzlich
                  Dein
                     Erich

© Horst Decker