profilm.de Zeitzeugenberichte Zusammenfassung

Feldpostbriefe von Paul Gränzer, Brandenburg, Kleine Gartenstr. 30 von der Russlandfront nach Hause zur Familie

Insbesondere die Briefe aus der Kriegszeit sind selbst für Personen, die viele handschriftliche Briefe in altertümlichen Schriften lesen, kaum entzifferbar, da sich oft innerhalb der Worte so große Lücken befinden, dass sie wie zwei Worte aussehen, zugleich sehen gleiche Buchstaben überwiegend nicht gleich aus, mitunter grundverschieden, weil neben Eigentümlichkeiten des Verfassers auch noch verschiedene Schriftarten zugleich verwendet wurden.
Worte, die nicht sicher entziffert werden konnten, sind daher kursiv geschrieben, völlig unlesbare Worte durch 3 Punkte ersetzt.




                      Wischgau d. 4.2.45
Liebe Mutti und Geschwister!
Heute werde ich Euch nun nach langer Zeit
auch einmal wieder ein paar Zeilen
schreiben. Mir geht es noch gut, was ich auch
von Euch hoffe. Ihr braucht Euch um
mich keine Sorgen zu machen. Ich lebe
besser wie ihr. Wir sind jetzt schon
2 Tage in Wischau. Vorher waren wir
in Maripuled. Ich habe so das Gefühl, als
ob der Russe doch noch bis Berlin kommen
wird. Dann werden wir uns bestimmt nicht
mehr wieder sehen. Aber wir wollen es ja nicht
hoffen. Hab dem Paul Lg. schon einmal am
... geschrieben? Was schreibt er dann jetzt?
Bestell ihm doch bitte einen schönen Gruß
von mir. Auch Günter Lange. . Ist er denn
noch in ... . Ich würde ihm ja gerne
selbst schreiben. Aber soviel Zeit sehe ich wieder
nicht. Was gibt es denn sonst Neues in Branden-
burg? Habt Ihr denn noch oft Fliegeralarm?
Na, bei Euch ist es ja noch nicht so schlimm.
Ich habe einem Angriff auf Allenstein

mitgemacht. Ob ihr mir wieder schreiben
könnt, daß weiß ich nicht. Ihr könnt es
ja versuchen. Ob ich die Post aber bekomm
ist unbestimmt, denn wir sind von unserer
Einheit versprengt. Was wenn wir sie nicht
wiederfinden, dann wird es wohl schlecht sein
mit Post. Denn wir waren schon einmal ein-
geschlossen, und dabei haben wir unsere Einheit
verloren. Das war dicht bei Hindenburg. Für
heute will ich nun schließen, in der
Hoffnung, daß es Euch noch gut geht.
          Seid also noch vielmals
          herzlich gegrüßt
          von Eurem Paul
Wenn ihr könnt, könnt ihr Gisela Weigant
noch einen Gruß von mir ausrichten, denn
ich habe nicht mehr Zeit, ihren letzten
Brief zu beantworten
                 

© Horst Decker



     




ausgewählte Bücher zum Thema Gefangenschaft in Russland